Biozideinträge in Gewässer aus Gebäuden
UBA-Merkblätter
Ein Phänomen, das Viele kennen: Die Fassade des eigenen Hauses oder des Mietobjekts bekommt mit der Zeit einen grau-grünlichen bis schwarzen Belag. Bei diesen „lebenden Verschmutzungen“ handelt es sich um Algen und Pilze, die sich auf Putz, Farbe, Holz, Metall, Glas, Klinker, Kunststoffe und Sichtbeton ansiedeln können. Die bauphysikalische Funktionalität einer Gebäudefassade wird durch den Bewuchs zwar nicht beeinträchtigt, aus optischen Gründen ist die Verschmutzung der Fassade jedoch ärgerlich und nicht gewünscht.
Um dem nicht gewünschten Bewuchs vorzubeugen, werden Anstriche und Putze verwendet, die bereits Wirkstoffe enthalten, die das Wachstum von Algen und Pilzen hemmen. Für bereits befallene Gebäudefassaden bietet der Markt Produkte zur Reinigung der „lebenden Verschmutzungen“.
Gegen die „lebenden Verschmutzungen“ der Fassade werden Biozide eingesetzt. Um dem Algen- und Pilzwachstum vorzubeugen, müssen sie an der Oberfläche verfügbar sein. Und das ist das Problem: Mit dem Regen werden diese Biozide von den Fassadenoberflächen abgewaschen und können in den Boden und das Grundwasser gelangen. In urbanen, stark versiegelten Gebieten können die Biozide mit dem Regen direkt in unsere Bäche und Flüsse oder über die Kanalisation in die Kläranlage gelangen. Kläranlagen können Biozide und auch andere Spurenstoffe nicht oder nur unzureichend zurückhalten. Und so gelangen sie auch über diesen Weg in unsere Bäche und Flüsse.
Biozide beeinträchtigen nachweislich die Wasserqualität im Grundwasser und in Bächen und Flüssen und können die dort lebenden Organismen schädigen. Negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit durch Biozide können nicht ausgeschlossen werden. Von daher ist der direkte Kontakt mit Bioziden vorsorglich zu vermeiden. Zu vermeiden ist auch, dass über das Grundwasser das Rohwasser von Trinkwassergewinnungsanlagen mit Bioziden belastet wird, was zu einer Einschränkung der Nutzung führen kann.
Ziel muss es daher sein, den Austrag von Bioziden aus den Gebäudefassaden zu minimieren und damit das Risiko für Mensch und Umwelt zu reduzieren. Am wirkungsvollsten ist es, auf den Biozideinsatz gänzlich zu verzichten und Fassaden so zu gestalten, dass ein Befall von Pilzen und Algen nicht erfolgt. Fassaden mit einem ausreichenden Dachüberstand bleiben in der Regel trocken und sind so nicht anfällig für den Bewuchs. Ist ein Biozideinsatz nicht zu vermeiden, sollte der Einsatz auf das notwendige Mindestmaß beschränkt werden. Es sollten Biozide genutzt werden, bei denen die Auswaschrate gering ist. Zudem gibt es auf dem Markt mittlerweile auch weniger schädliche Alternativen.
Die Palette der Möglichkeiten, den Biozidaustrag in unsere Umwelt zu verringern, ist groß. Oft fehlen aber die notwendigen Informationen.
Das Umweltbundesamt (UBA) hat daher unter dem Titel „Entscheidungshilfen zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden“ Merkblätter für verschieden Zielgruppen veröffentlicht.
Das Merkblatt 1 enthält allgemeine Informationen.
Das Merkblatt 2 „Fassadenschutz in der Planungsphase“ richtet sich an Planende. Es werden Faktoren dargestellt, die Algen- und Pilzbefall beeinflussen, und Vorschläge gemacht, wie Fassaden vor dem Befall geschützt werden können. Mit dem Merkblatt wird das Ziel verfolgt, dass diese Faktoren und Vorschläge flächendeckend bereits bei der Planung berücksichtigt werden.
Das Merkblatt 3 richtet sich an Handwerksbetriebe und informiert über die Auswahl und Verwendung geeigneter Fassadenfarben und -putze.
Es wird ergänzt durch das Merkblatt 4 „Sicherer Umgang mit biozidhaltigen Produkten“ mit Hinweisen zur richtigen Verwendung biozidhaltiger Produkte, wenn sich deren Einsatz nicht vermeiden lässt.
Das Merkblatt 5 hat als Zielgruppe die Heimwerkerin/den Heimwerker. Neben allgemeinen Informationen werden Empfehlungen zur Produktauswahl für einen umweltverträglichen und langlebigen Fassadenschutz gegeben.
Diese Merkblätter werden zur weiteren Verwendung sehr empfohlen.
Leisten auch Sie mit diesen Informationen einen wichtigen Beitrag zur Minimierung von Bioziden in unserer Umwelt.
Vielen Dank!